Nachhaltigkeit in der Kaffeebranche - Blogbeitrag unseres Schülerpraktikanten Maxi

Nachhaltigkeit in der Kaffeebranche



Nachhaltigkeit ist in der Kaffeebranche eine große Herausforderung. Obwohl dieses Thema im Alltag vieler Menschen eine zunehmend wichtige Rolle spielt oder spielen sollte, wird es in der Kaffeewirtschaft oft vernachlässigt. Die Carles Kaffeerösterei hat es sich zum Ziel gesetzt, durch biologischen Anbau, fairen Direktimport und ressourcenschonende Röstverfahren die Branche nachhaltiger zu gestalten. Dabei liegt ein besonderer Fokus darauf, KleinfarmerInnenzu unterstützen, die in der konventionellen Kaffeewirtschaft oft nur geringe Gewinne erzielen. Während meines Praktikums konnte ich hautnah erleben, wie diese Prinzipien in die Praxis umgesetzt werden.

Seit 2014 legt die Rösterei großen Wert auf den direkten Kontaktzu den Produzenten. Der Verzicht auf Zwischenhändler ermöglicht es, den KaffeefarmerInnen einen fairen Anteil des Gewinns zukommen zu lassen. Dadurch können sie ihre Produktionskosten decken und ihre Lebensgrundlage nachhaltig verbessern. Ebenso stehen schonende Röstverfahren, Bio-zertifizierte Rohbohnen und umweltfreundliche Verpackungen im Mittelpunkt. Gemeinsam mit den KaffeefarmerInnen wird kontinuierlich an der Verbesserung der Anbaubedingungen gearbeitet. Carles zeigt damit, dass Nachhaltigkeit weit mehr ist als ein bloßes Schlagwort – sie ist eine Unternehmensphilosophie, die sich von der Herkunft der Bohne bis zum fertigen Kaffee erstreckt.

Doch während meines Praktikums wurde mir auch bewusst, dass Carles in Sachen Nachhaltigkeit beinahe ein Einzelkämpfer ist. Nachhaltigkeit spielt in der Kaffeebranche leider immer noch eine untergeordnete Rolle. Viele Kleinbauern erhalten nur einen minimalen Anteil der Gewinne und leben unter schwierigen Bedingungen. Zudem kommen auf vielen Plantagen gesundheitsschädliche Chemikalien zum Einsatz, die nicht nur die Arbeiter gefährden, sondern auch die Umwelt belasten. Der Klimawandel stellt eine wachsende Bedrohung für den Kaffeeanbau dar und verschärft die ohnehin bestehenden Herausforderungen. Trotz dieser Probleme steht häufig der Preis des Endprodukts im Vordergrund, während nachhaltige Aspekte in den Hintergrund rücken.
Vor meinem Praktikum hatte ich eine viel simplere Vorstellung von Nachhaltigkeit. Ich dachte in erster Linie an umweltfreundliche Verpackungen und energiesparende Prozesse. Doch durch meine Erfahrungen in der Rösterei habe ich erkannt, dass Nachhaltigkeit weit mehr umfasst. Ich konnte nicht nur den gesamten Produktionsprozess verfolgen, sondern auch aktiv in der Rösterei mitarbeiten. Besonders beeindruckt hat mich das Engagement des gesamten Teams, das stets bestrebt ist, nachhaltige Prinzipien weiterzuentwickeln. Nach meinem Praktikum sehe ich Nachhaltigkeit aus einer neuen Perspektive: Es geht um die enge Zusammenarbeit mit Produzenten, faire Handelsbedingungen für FarmerInnen, die Wiederverwendung von Materialien wie Kaffeesäcken, die Qualität der Bohnen und ressourcenschonende Röstmethoden.

Ein positives Beispiel dafür, wie Nachhaltigkeit in der Kaffeebranche umgesetzt werden kann, ist "Roasters United". Sie ist eine Gemeinschaft von Kaffeeröstern aus Europa, die sich der direkten Zusammenarbeit mit kleinen FarmerInnenkooperativen verschrieben hat. Das Ziel ist es, qualitativ hochwertige Kaffees zu fördern, die biologisch angebaut werden und aus demokratischen Strukturen stammen. Gemeinsam kaufen und importieren wir Rohkaffee, arbeiten eng mit unseren Partnern vor Ort zusammen, teilen Wissen und setzen uns für einen nachhaltigen Wandel in der Kaffeebranche ein.

Nachhaltigkeit in der Kaffeebranche ist eine komplexe Herausforderung, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte umfasst. Der Klimawandel, unfaire Handelspraktiken und prekäre Arbeitsbedingungen sind nur einige der Probleme, die es zu bewältigen gilt. Die Carles Kaffeerösterei und "Roasters United" zeigen, dass nachhaltiger Kaffeeanbau und -produktion nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich tragfähig sind. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Transformation der Branche – ein essenzieller Schritt in Zeiten globaler Herausforderungen.

Autor: Maximilian Schrick - Schülerpraktikant